Letter 25th May 1998
Subjects: The apostles' epistles; the world's end

Brief vom 25. Mai 1998
Themen: Apostelbriefe; Weltende

Part 1, 2 and 3 / Teil 1, 2 und 3

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Part 1 /Teil 1
25. Mai 1998, 16 Uhr 44

2Petrus 3,14: "... eilt euch, ohne Flecken, ohne Beschmutzung, um von ihm im Frieden gefunden zu werden."

1Johannes 4,...:"... Darin ist die Liebe bei uns vollkommen, damit wir Vertrauen haben am Tag des Gerichts. ... Die Furcht ist nicht in der Liebe, sondern die vollkommene Liebe wirft die Furcht hinaus, weil die Furcht eine Strafe vermutet. Wer fürchtet ist nicht vollkommen in der Liebe."

Es ist gefährlich, bei "vollkommener Liebe" zu sehr zu betonen, daß man dann keine Strafe mehr erwartet. Denn auf dem Weg zu dieser vollkommenen Liebe gibt es durchaus leichte oder harte Strafen, selbst wenn man dem Ziel schon sehr nah ist. Auf diesem Weg verwirrt es sehr, die Liebe an der Höhe und Häufigkeit von Strafen messen zu wollen.

Wer allerdings Gott sehr liebt, der hat von ihm kein grausames Strafgericht zu befürchten. Das ist der Hintergrund für das obengenannte Zitat aus dem 1. Johannes-Brief.

Man darf das Wort "Liebe" hier nicht mißverstehen als leeres, hohes Schwärmen. Mit "vollkommener Liebe" ist alles gemeint, was dazu gehört, gerade auch die Nachfolge. "Was fehlt mir noch?" Fragt der Reiche Jüngling Jesus. "Wenn du vollkommen sein willst, verkaufe alles, was du hast, gib das Geld den Armen und folge mir nach", antwortet Jesus.

Als ich zum ersten Mal las, wie Johannes in seinem Brief das Vertrauen am Tag des Gerichts betont, dachte ich erst: "Der Johannes scheint sich sehr sicher zu fühlen." Dann habe ich mich daran erinnert, daß Jesus einmal das mangelnde Vertrauen der Jünger folgendermaßen tadelt (ca.): "Wenn ihr nicht glaubt, werdet ihr nicht gerettet." An anderen Stellen des Johannes-Briefs merke ich jedoch: Johannes strahlt wirklich zuviel Sicherheit aus.

Eine Gefahr ist, daß jemand, der nicht umkehrt, das Johannes-Zitat liest und zu sich sagt: "Genau. Weiter so. Man muß Vertrauen haben."

Hier muß ich einen Fehler der deutschen Sprache nennen: Wenn man in den Medien das Wort "Gottvertrauen" hört, dann ist leider meist nichts anderes gemeint als "grobe Fahrlässigkeit" oder "Leichtsinn", also kein Vertrauen in Gott, sondern das Vertrauen eines Weiter-so-Menschen in sich selbst.

Auch folgendes Lied malt ein sehr mißverständliches Bild von dem Tag des Herrn, und dem Vertrauen, das dann gebraucht wird. Denn es wird wirklich Vertrauen gebraucht. Bei Joel (2,32) heißt es nämlich: " Und es wird so sein: wer auch immer den Namen des Herrn anruft, wird gerettet werden." Es ist klar, daß es nicht reicht, wenn man bloß seine Lippen bewegt, um auszusprechen: "Hilf mir, Herr!" Denn man muß es auch meinen; und dazu gehört Vertrauen.

Jetzt zu diesem Lied: ("And when the saints go marching in ...") "Und wenn der Herr einst wiederkommt, ja dann laß uns auch dabei sein." Das wird leider oft so verstanden: " Ja, das möchten wir auch. Wir wollen religiöse Volksfeststimmung, singen, fröhlich sein, und "dabei sein, wenn ...", das hätten wir gerne auch noch mit dazu."

Amos 5,18: "Wehe denen, die den Tag des Herrn herbeisehnen! Warum wollt ihr diesen Tag des Herrn? Es wird Finsternis sein, und nicht Licht."

Ich will allerdings denen nicht Unrecht tun, die sich bei diesem Lied (oder ohne dieses Lied) mit echter Freude auf das Wiederkommen des Herrn gefreut haben.

Offenbarung 3,11 "Siehe, ich komme bald. Halte fest, was du hast." Das sagt Jesus in einem ermutigenden Ton, nicht in einem drohenden. Aber das sagt er zu Philadelphia (genaueres dazu kommt später in diesem Brief), und nicht zu der Welt, den Leuten oder der Gesellschaft.

Relativ am Anfang der Offenbarung (engl."Revelation") stehen die 7 Briefe an die 7 Engel der 7 Gemeinden (Offb 1,11 bis 3,22). Am Inhalt der Briefe merkt man: Die Briefe richten sich nicht an die typischen heiligen Engel, die nicht oder nicht mehr eine Art Probezeit zu bestehen haben. Die Briefe sind vielmehr so geschrieben, daß sie an irgendwelche Jünger Jesu gerichtet sein könnten. Um nicht den Eindruck entstehen zu lassen, das Wort "Engel" bedeute, daß normale Jünger Jesu nicht gemeint wären, spreche ich lieber von "Philadelphia" als von dem "Engel von Philadelphia", so wie in einem Theaterstück der "Earl von Gloucester" kurz "Gloucester" genannt wird. Damit will ich aber gerade nicht ausdrücken, daß Gott alle Mitglieder einer Familie oder Gemeinde gleich behandelt, bloß weil sie zusammen wohnen. Das wird aus dem warnenden Brief an Sardes deutlich (Offenbarung 3,4): "Aber du hast einige wenige Leute in Sardes, die ihre Gewänder nicht beschmutzt haben; sie werden mit mir in weißen Gewändern gehen; denn sie sind es wert."

Die 7 Gemeinden (oder Engel)sind unterschiedlich, und werden unterschiedlich ermutigt und /oder ermahnt. Auch die Verfasser der Apostelbriefe sind unterschiedlich und werden von Gott unterschiedlich behandelt. Wenn sie predigen, sagen sie deswegen nicht genau das Gleiche.

Aber Philadelphia durfte das, was zu ihm gesagt worden ist (Offb 3,10) nicht auf alle übertragen und predigen: "Alle werden vor der Stunde der Versuchung bewahrt."

Und Smyrna dürfte nicht predigen: "Alle müssen 10 Tage Folter durchstehen." (nicht als Strafe, sondern Nachfolge; vgl. Offenbarung 2,10) Das würde Thyatira verunsichern. Denn Thyatira ist gesagt worden: "Ich schicke euch keine weitere Last." (Offenbarung 2,24)

Philadelphia dürfte nicht predigen: " Man hat nur wenig Kraft. Man braucht nur festzuhalten, was man hat." Das würde nicht auf Smyrna zutreffen. Smyrna hat zwar viel, was es festhalten soll. Aber es muß noch vieles durchstehen. Auch zu Jesus hätte keiner sagen dürfen: "Man hat nur eine kleine Kraft.", als er in seiner Todesnot um Stärkung bat. Jesus sagt zu Smyrna: "Ich kenne ... deine Armut, aber du bist reich." Man kann herauslesen: Wem viel gegeben ist, von dem wird viel erwartet.

Und wenn Philadelphia zu Ephesus sagen würde: "Man braucht nur festzuhalten, was man.", dann trifft das auf Ephesus nicht zu. Ephesus hat zwar auch viel, was es festhalten soll. Aber weil es seine erste Liebe zu Gott nicht mehr hat, muß es sich in erster Linie bemühen, das Fehlende wiederzufinden.

Angenommen Jünger P. predigt: "Man hat nur eine kleine Kraft." Und Jünger S. predigt: "Man muß Folter durchstehen können.", dann kommt es zur Verwirrung.

Selbst wenn Jünger P. wahrheitsgemäß sagt: "Ich habe nur eine kleine Kraft.", dann könnte das Jünger S. durcheinander bringen, wenn S. es in ein falsches Ohr bekommt.

Der eine Jünger sagt vielleicht aus Leichtsinn etwas so, als gelte es für alle, obwohl er es besser wissen müßte. Der andere Jünger macht vielleicht schuldlos den gleichen Fehler, weil er wirklich nicht merkt, daß die Aussage nicht für alle gilt; und weil er nur sieht, wie schwierig und lebensnotwendig die Verwirklichung der Aussage für ihn selbst ist.

Solche Mißverständnisse sind wohl u.a. der Boden für viele unkorrekte, einseitige oder mißverständliche Aussagen in den Apostelbriefen. Dann ist es wichtig, danach zu fragen, was Jesus selbst dazu gesagt hat oder sagt. Zum obengenannten Fall mit der kleinen oder großen Kraft fällt mir folgendes ein: Jesus sagt (ca.): "Betet immer, damit ihr stärker werdet, und für würdig befunden werdet, der großen Bedrängnis zu entkommen." Philadelphia wird mitgeteilt, daß es für würdig befunden worden ist, vor der großen Prüfung (am Tag des Gerichts, am Tag des Zornes) bewahrt zu werden.

Der Fall Philadelphia ist also keine Ausnahme zu Jesu Wort, sondern eine Fortsetzung. Das "betet immer" gilt weiterhin für Philadelphia, denn es muß festhalten, was es hat.

Die Aussagen der Jünger Jesu müssen mit den direkten Worten Jesu verglichen werden, und auch z.B. mit den Aussagen der Propheten, die Jesus bestätigte, als er sagte (ca.): Wie träge seid ihr doch, ihr glaubt nur langsam, was die Propheten gesagt haben. (Lukas 24,25)

Man muß allerdings aufpassen: Der Satan versuchte, Jesus in Versuchung zu führen, indem er ihm wahre Schriftworte in einem falschen Kontext vorlegte und damit eine falsche Interpretation nahelegte.

Ähnlich versucht der Satan es nun mit Jesu Worten und mit denen seiner Jünger.

Jesu Aussage "Betet immer!" gilt für alle. Die genaue Interpretation, was beten in der einzelnen Situation ist, schaut wahrscheinlich für jeden anders aus.Wie bei den 7 Gemeinden jedoch bedeutet diese Unterschiedlichkeit nicht Schwammigkeit, sondern für jeden Einzelfall eine verbindliche Weisung. Die sieben Gemeinden sind deswegen gleichsam eine Veranschaulichung des Satzes "Wer Ohren hat zu hören, der höre ...". Das sieht man auch daran, daß dieser Satz sieben mal wiederholt wird, und zwar nach jedem einzelnen Beitrag für eine Gemeinde.

Wenn Paulus seine Brüder aufruft (ca.): "Seid alle einig, sagt alle das gleiche!", dann scheint er die Unterschiedlichkeit der Jünger in der Art der Unterschiedlichkeit der sieben Gemeinden zu übersehen. Philadelphia hat eine andere Botschaft weiterzusagen als Smyrna.

Folgendes ist kein Zufall:
a) Nachdem Jesus zum Vater gegangen war (Himmelfahrt), hatten ihn die Jünger nicht mehr so greifbar als Schlichter zwischen sich wie damals, als sich 10 Apostel darüber erläuterten, daß 2 Apostel im Reich Gottes neben Jesus sitzen wollten. Deswegen sind die Apostelgeschichte und -briefe voll von Konflikten und Streitfragen.
b) Die einzige große direkte Nachricht von Jesus nach seiner Himmelfahrt ist, soweit ich weiß, das, was er den sieben Gemeinden sagen läßt. (Ich sage nicht: "die einzige Nachricht"! Und mit "groß" meine ich nicht, daß andere Nachrichten von ihm weniger bedeutsam seien. Sondern ich meine die mengenmäßige Größe (Quantität).)

Die Unterschiedlichkeit der 7 Gemeinden ist eine Hilfe, um bei den verschiedenen Aussagen der Jünger (Apostel) nicht durcheinander zu kommen. Dabei darf man nicht übersehen, daß eine Aussage eines Jüngers auch schlichtweg falsch sein kann, wie eine Aussage eines Schülers, der ein Referat hält, und den der Lehrer früher oder später verbessern wird.

Da gibt es Mißverständnisse, die an Fehler grenzen, neben schuldlosen oder leichtsinnigen Irrtümern.

Spätestens seit meinem Brief vom 28.3.98 ist mir der Wunsch vergangen, z.B. einen Paulus-Brief, in dem ich Fehler entdecke, zu "zerreißen" wie ein Kritiker ein Theaterstück. Dem Brief vom 28.3. liegt u.a. ein wertvoller Traum zugrunde. Den Fehlern der ersten Version lag zugrunde, daß ich eine Schriftaussage in der Eile falsch auf den Täufer bezog, und daß ich verschiedene Aussagen der Evangelien zum Täufer übersah. Dennoch stand hinter der ersten Version der Wunsch und die Pflicht, über den Täufer zu schreiben.

Jetzt, wo ich an jenem Brief bei mir selbst Ungeschicklichkeit, Irrtum und Fahrlässigkeit erlebt habe, vermute ich, daß es bei den Apostelbriefen ähnliche Hintergründe für große und kleine Fehler und Ungenauigkeiten gibt, wobei ich den Anteil der Fahrlässigkeit und Schuld nicht zu beurteilen brauche.

Ein Dozent zeigte einmal einen Aufsatz, der voll von Korrekturen mit roter Tinte war. Er sagte dazu, der Aufsatz sei nicht schlecht; sonst hätte er sich nicht die Mühe gemacht, ihn so sorgfältig zu korrigieren.

Das soll nicht heißen, Fehler seien harmlos. Wenn ein unverbesserter Fehler als Doktrin gelehrt wird, dann wird er zur gefährlichen Lüge. Jesus warnt (ca.): "Wenn jemand auch nur den kleinsten Buchstaben der Schrift wegläßt und das so lehrt, dann wird er im Reich Gottes zu den Kleinen zählen."

Ich kann nicht entscheiden, ob dieser Tatbestand des Weglassens in einem Apostelbrief vorliegt. Denn nur Gott weiß, ob sich sein Jünger wirklich müht, nichts verkehrtes zu lehren. Aber ich kann ggf. erkennen, wenn eine Darstellung zu einseitig ist.


Part 2 / Teil 2
26.05.1998, 17:40 Uhr

Wenn ich eine Aussage bei den Apostelbriefen nicht verstehe, oder nicht weiß, ob sie richtig ist, dann darf ich sie nicht einfach verwerfen. Ich weiß nämlich nicht, ob der Schreibende etwas genau so oder ähnlich wiedergibt, wie Jesus es gesagt hat; oder ob er selbständig Wahrheit ausdrückt.

Aber wenn ich den Verdacht habe, daß die Aussage nicht zu Gott paßt, dann lege ich sie als verdächtig beiseite, damit sie keinen Schaden anrichtet.

Ich ließ jemanden aus meiner Familie den Brief von gestern lesen. Er hatte nur an einer Stelle etwas auszusetzen. Ich hatte geschrieben: "Wenn Paulus aufruft: Seid alle einig! ..., dann scheint er zu übersehen ...". Als ich fragte, was daran falsch sei, stellte sich heraus, daß der Lesende in der Eile statt "Paulus" "Jesus" verstanden hatte. "Ja, vom Paulus kannst du das so sagen", antwortete er. Wir waren uns einig: Wenn Jesus sagt: "damit sie eins sind!" (Joh 17,11), dann kann man nicht argumentieren: "Jesus übersieht aber, daß ...".

Das ist der entscheidende Unterschied zwischen der direkten Rede Jesu im Evangelium und am Anfang der Offenbarung auf der einen Seite und den Apostelbriefen auf der anderen. Ich wäre froh, wenn es in den Apostelbriefen öfter heißen würde: "Jesus sagte:...".

Aber es wird einen Sinn haben, daß man so oft überlegen muß, ob ein Satz nach Jesus klingt und ob er mit seiner Botschaft übereinstimmt oder ob er nach Menschenart aussieht. Wenn Jesus zu Petrus gesagt hätte: "Ich bin der Messias.", dann hätte Petrus ihm bestimmt geglaubt. Aber Jesus hat sich gefreut, als Petrus auf seine Frage selbst antwortete: "Du bist der Messias." (Mt 16,15 ff) "denn weder Fleisch noch Blut haben dir das enthüllt, sondern mein Vater, der im Himmel ist". Außerdem sagt Jesus von seiner Herde: " Die Meinen kennen meine Stimme." Das heißt nicht, daß man sich selbst auf die Probe stellen soll. Wenn das Unterscheiden zu schwierig ist, lege ich den Apostelbrief lieber beiseite.

Wiederholt sagt Jesus: Wer Ohren hat zu hören, der höre. "Ohren haben" steht eng in Verbindung mit "gerufen sein". Jesus sagt auch wiederholt: "Viele sind gerufen, doch nur wenige auserwählt." Das hat mit den vielen zu tun, die Ohren haben, also hören könnten, aber nicht hören wollen oder sich nicht genug anstrengen.

Ich habe mehrere Jahre lang die Apostelbriefe praktisch nicht gelesen. Denn vieles in den Apostelbriefen kam mir fremd vor, und ich wußte nicht, ob das an meinem mangelnden Verständnis liegt, oder ob verschiedene Aussagen wirklich nicht zu Jesus passen. Ich wollte die Stimme Gottes erst in den Evangelien und bei den Propheten kennenlernen.

Es fällt auf, daß Jesus in den Evangelien nicht in einem diplomatischen Ton spricht. Einen ähnlichen, nicht auf Redekunst bedachten Ton findet man bei den meisten Propheten und auch z.B. bei Stefanus.

Wenn Paulus öfters in einem glatteren, harmonischeren Stil redet, dann heißt das noch nicht, daß der Inhalt deswegen falsch wäre. Aber je mehr Menschenart beigemischt ist, desto mehr lenkt das von Jesu Botschaft ab oder verzerrt sie sogar.
- Überbetonte Höflichkeit bedeutet Angst vor oder eine Verbeugung vor Menschen.
[Apostelgeschichte: 26,24 f] Festus: "Du wirst verrückt, Paulus! ..." Aber Paulus sagt: "Ich bin nicht verrückt, sehr exzellenter Festus."
- Überbetonung der Freundlichkeit in manchen Apostelbriefen ist vielleicht z.T. nur Ungeschicklichkeit. Es entsteht damit jedoch die große Gefahr, diese sichtbare Freundlichkeit mit dem gleichzusetzen, was Jesus "eins sein" nennt; oder mit dem neuen Gebot, das Jesus seinen Jüngern in der Abschlußrede (Johannes) gibt: "Liebt einander, wie ich euch geliebt habe."
-Die Überbetonung des Lobes legt den Irrtum nahe, als könne man in das Herz der Menschen schauen; als könne man beurteilen, ob jemand auf dem Weg Gottes geblieben ist. Jesus warnt vor Menschenlob. Wenn man auf Menschenlob schaut, besteht die Gefahr, daß man in dem Lob seinen Lohn schon erhalten hat. Wenn man auf das Lob setzt, dann erhält man bestimmt keinen Lohn mehr von Gott. Außerdem warnt Jesus, daß die falschen (nicht die richtigen) Propheten von allen Menschen gelobt werden.

"Ich bin dabei, es zu lernen, aber ich kann es noch nicht gut." Das sagte jemand in einem Traum. Man spürte, das paßt zu dem Leben eines Jüngers Jesu. Man hörte, daß der Satz mit Vertrauen gesagt wurde, wie von einem Schüler, der vor seinem Lehrer steht, und etwas zugibt, ohne sich künstlich zu demütigen. Es war nicht die Ausrede eines faulen Schülers, der sich durch Reden um notwendige Mühe drücken will. Der Traumsatz ist wie die Zusammenfassung der beiden Zitate ganz am Anfang meines Briefes, die vom Tag des Herrn handeln. "Prüf mich nicht, bevor ich es nicht kann."

Kein Jünger Jesu ist größer als Jesus. Jesus selbst ging nicht gelassen und souverän in seine Prüfung.

[Lukas 12,49 f] [Jesus sagt:] "Das Feuer! Ich bin gekommen, um es auf die Erde zu werfen; und wie sehr wünschte ich, daß es schon brenne!
Eine Taufe! Ich muß getauft werden. Und wie sehr bin ich bedrückt, bis sie vollbracht ist!"

Wenn einer wirklich auf das Kommen des Herrn wartet, dann darf er der Endzeit nicht billiger entgegensehen als Jesus seiner eigenen Feuertaufe.

[Lukas 12,51 ff]"Glaubt ihr, ich komme, um den Frieden auf die Erde zu bringen? Nein, sage ich euch, sondern die Teilung!"

Diese Aussage folgt direkt auf die obigen Sätze zur Feuertaufe. Die Teilung und die Konflikte, die sich in den Apostelbriefen wiederspiegeln, sind keine lästigen Probleme, die man doch eleganter hätte lösen können. Sie sind eine Form der Prüfung und Feuertaufe. Jesu Feuertaufe bestand nicht allein im Kreuztod. Die Streitgespräche mit den Pharisäern (etc.) waren wie ein "heißer Herbst", wie ein Kampf. Die Tatsache, daß Jesus schon kurz vor seiner Kreuzigung zu den Jüngern sagt: "Ich habe die Welt besiegt.", deutet darauf hin, daß die Feuertaufe der Streitgespräche nicht verschwindend klein ist neben der Feuertaufe durch die Kreuzigung.

Zu Smyrna (Offenbarung 2,8) wird gesagt: "In Wirklichkeit bist du reich." und (ca.) "Der Teufel wird einige von euch ins Gefängnis schicken, damit ihr geprüft werdet, und ihr werdet 10 Tage lang Folter haben. Sei treu bis in den Tod." (Offb.2,10) Smyrna muß merken, daß diese Folter wie Jesu Hinrichtung nicht Gottes Strafgericht ist. Sonst unterstellt Smyrna Gott, daß er seine Freunde foltert. Das Wissen in Kriegsgefangenschaft zu sein, ist besser als der Irrtum, der eigene Kommandant würde seinen Soldaten zu Unrecht oder aufgrund extremer Strenge einsperren oder foltern lassen. "Bittet, daß die Flucht nicht im Winter sein muß." Hier ist eine mögliche Deutung für Jesu Satz: Bittet darum, daß dann Sommer ist (Wärme); daß ihr spürt, daß zwischen euch und Gott Freundschaft ist; daß ihr dann nicht an der Freundschaft zweifelt; bzw. daß Gott dann nicht Grund hat, auf euch zornig zu sein (kein Mitleid).

Das Weltende ist nicht für alle gleich. Jesus sagt für seine Jünger Verfolgung durch die Feinde voraus. Eine große Erprobung durch Not und Versuchung sagt er für alle Menschen voraus, die nicht für würdig befunden werden, ohne diese extreme Prüfung (vgl. Tag des Zorns, der Rache) gerettet zu werden. Zorn, Rache und ewige Folter trifft Gottes Feinde (inkl. unverbesserliche Feiglinge).

27.05.1998, 17 Uhr
Als ich gestern abend die letzte Seite zuende geschrieben hatte, überlegte ich: Habe ich den falschen Eindruck erweckt, man sei so stark, daß man bei jedem Satz in den Apostelbriefen herausfinden könnte, ob er auf Gott oder auf Menschen zurückgeht? Da kam einer aus meiner Familie, der gerade in einem Schrank aufgeräumt hatte. Er hielt ein durchsichtiges Fläschchen mit einer farblosen Flüssigkeit in der Hand, schüttelte es und roch daran. "Ich weiß einfach nicht mehr, was das ist", sagte er. "Dann solltest du es nicht essen", antwortete ich. Da merkte ich, daß diese Antwort auf die Sätze in den Apostelbriefen zutrifft, bei denen man nicht weiß, ob sie Gottes Wort oder Menschendenken sind.

Gleich darauf kam ich ins Wohnzimmer, wo meine Mutter die letzten Seiten soeben gelesen hatte. Zu meinem Zusatz auf einer der vorderen Seite sagte sie: "Das mit den Ohren und den Apostelbriefen paßt nicht zusammen. Das klingt ja so, als müßte man sie lesen." Ich antwortete: "Ja, ich muß noch deutlicher machen, daß ich nicht sage: Man muß sie lesen. Aber das mit den Ohren hängt schon mit den Briefen zusammen. Denn: Wenn man in ihnen liest, dann muß man gut hinhören." Denn sonst triumphiert der Lügner.

Es gibt Sätze, die wie Gift wirken können, solange man nicht weiß, ob sie Gottes Gedanken oder Menschengedanken sind. Solche Sätze lassen Zweifel wachsen. In so einem Fall muß ich fliehen, und ich denke mir: Vielleicht soll ich nie mehr in diesem Apostelbrief weiterlesen.

Warum habe ich beim Lesen der Offenbarung und z.B. des Zeugnisses des Stefanus vor seinem Tod nicht die gleichen Schwierigkeiten wie beim Lesen vieler Apostelbriefe?

Sowohl in der Offenbarung als auch bei Stefanus habe ich soweit noch keinen Fehler entdeckt, d.h. nichts, das nicht zur Schrift und zu Jesus passen würde.

In beiden Fällen paßt die Form zum Inhalt, wie bei Jesus oder den meisten Propheten des Alten Testaments. Das ist ein Gütezeichen. Die Form allein ist natürlich noch nicht genug. Ich will Gott keinesfalls auf einen bestimmten Stil festlegen. Jesaja, Jeremias und die Psalmen haben unterschiedliche Stile. Aber zu Überhöflichkeit oder zu der Verbeugung vor Idealen der Rhetorik kann ich sagen: Das sind fremde Stile. Sie spiegeln Menschenideale wieder. Wer glaubt, er müsse Gottes Botschaft eleganter gestalten und netter machen, der hat etwas wichtiges von Gottes Art noch nicht verstanden.

Vor allem dann, wenn ich in Apostelbriefen grobe Fehler entdecke, wäre ich froh, wenn sie ihre Quellen mehr angegeben hätten! Dann könnte ich sagen: "Ich glaube ihnen, daß sie bei dem Traum oder der Wiedergabe der Rede Jesu nicht lügen. Aber sie scheinen das nicht richtig zu interpretieren." Im Johannes-Evangelium sagt Jesus: (ca.) "Ich werde erhöht werden. Dann werde ich alle an mich ziehen." Darauf folgt der Kommentar: "Er sagte das, um anzudeuten, wie er sterben würde." Ich halte den Kommentar für zu einseitig und irreführend. Denn der Tod am Kreuz war erst einmal eine Erniedrigung, die die Jünger erst einmal zerstreute und nicht um Jesus sammelte. Zum Glück hat Johannes die wörtliche Rede Jesu klar gekennzeichnet.

Jesu Worte sind wie ein Obst, bei dem man die ganze Frucht essen kann (z.B. Erdbeere). Bei den Apostelbriefen muß man erst prüfen, in welchem Maß sie eßbar sind. Die Apostelbriefe, die ich kenne, sind bestenfalls Steinobst, bei dem der harte Kern auf keinen Fall mitgegessen werden darf. Wenn man es nicht schafft, den Stein vom Obst zu trennen, darf man das Obst nicht essen.

Für einige Stellen in den Apostelbriefen ist das Bild vom Steinobst zu schwach. Bei Steinobst ist man gewohnt, daß die Trennung gut machbar ist. Es gibt andere Pflanzen, wo es so schwer ist, daß wenige eßbare Fruchtfleisch vom giftigen Kern zu trennen, daß man es besser gar nicht versuchen sollte.

In meinem Brief vom 28.3.98 habe ich geschrieben, der Täufer sei blind gewesen. Man könnte auch sagen: kurzsichtig. Aber bei dem, was er gesagt hat, hat er, soweit ich weiß, trotz seiner Kurzsichtigkeit keine Fehler gemacht. Einige oder viele Fehler in den Apostelbriefen gehen wohl darauf zurück, daß manche Jünger Jesu ihre Augen für besser hielten, als sie waren. Wenn ich bei einem Apostel einen Balken im Auge entdecke, dann darf ich seine Worte nicht mehr so behandeln, als würde er immer gut sehen.

Gott ließ die großen und kleinen Fehler in den Apostelbriefen zu. Das heißt nicht, daß sie ihm nichts ausmachen. Es kann gut sein, daß Jesus über manche Stellen in den Briefen sehr enttäuscht ist. Und wenn jemand absichtlich die Augen vor den Fehlern verschließt, weil der Apostelbrief so schön klingt, dann ist er ein Heuchler.

Im Brief vom 28.3.98 war ich in der Gefahr, den Täufer ungerecht zu kritisieren. In diesem Brief ihr bestand die entgegengesetzte Gefahr. Wenn jemand viel vom Messias und von der Liebe zu Gott redet, dann reicht das nicht, um ihm schon allein deswegen zu glauben. Wenn jemand so redet, scheut man sich davor, ihm zu widersprechen. Aber wenn derjenige nicht im Sinne Gottes redet, dann gilt: Gott will kein fremdes Feuer (vgl. Tod von 2 Aaronsöhnen), auch wenn es noch so schön brennt.

Als Petrus Jesus widerspricht (Mt 16,22ff) antwortet ihm Jesus: "Geh weit weg von mir, Satan! Du bist mir ein Ärgernis! Ja, du denkst nicht wie Gott, sondern wie die Menschen." Das sagte er zu Petrus, obwohl er ihn "Apostel" und "Fels" genannt hatte, und obwohl ein Mensch mitfühlend gesagt hätte: "Aber er meinte es doch gut!" Menschendenken in Apostelbriefen muß man ähnlich entschlossen zurückweisen, wenn es einem zur Versuchung wird.
19:40 Uhr

Part 3 / Teil 3
28.05.1998

Jesus ist der Lehrer, Meister und Messias, weil er fehlerlos das gesamte Wort des Vaters als dessen Gesandter auf die Erde gebracht hat und bringt. Deswegen konnte er von sich sagen (ca.): "Ich sage nur, was der Vater mir sagt. Ich tue nur das, was mein Vater mir sagt." Er sagt auch (ca.): "Ein Gesandter soll den Willen dessen suchen, der ihn gesandt hat. Dann ist er ohne Falsch."

Jesus ist der Gesandte des Vaters. Er wiederum sendet seine Jünger aus. "Apostel" bedeutet eigentlich "Gesandter".

Kein Gesandter reist durch die Welt, um Auftritte zu haben, wie bei einer Tournee. Ein Gesandter hat einen Auftrag, keinen Blanko-Scheck. Wenn ein Kurier oder Gesandter etwas ausrichtet, darf er seine eigene Menschenmeinung nicht mit der Botschaft vermischen. Ein Gesandter darf nicht kommen und selbständig Gesetze oder Regeln entwerfen und z.B. ein "Christentum" oder eine Konfession gestalten.

Wer Jesus nicht nachfolgt, kann nicht sein Jünger sein. "Den Willen dessen suchen, der einen gesandt hat", das gilt für jeden Jünger. "Ich sage nur das, was der sagt, der mich gesandt hat.", das soll das Ziel eines Jüngers sein. Denn ein Jünger soll seinem Meister ähnlich werden wollen. Jesus warnt vor Leuten, die sagen: "Ich bin ...". Damit verbietet er seinen Jüngern, zu sagen: "Ich bin fehlerlos. Ich sage unfehlbar nur das, was mein Herr mir sagt." Denn damit würden sie sich "Lehrer" nennen, was Jesus verbietet. Aber es ist richtig und notwendig für einen Jünger, sich vorzunehmen: "Ich will nur das sagen oder predigen, was mein Herr mir aufträgt." Denn wenn schon Jesus, der Lehrer und Messias, nur das Aufgetragene verkündet, wieso hätte ein Gesandter Jesu das Recht, den kreativen Menschen zu spielen, der so gut Probleme lösen kann.

[Lukas 12,41 ff] Petrus sagt: "Herr, sagst du dieses Beispiel für uns, oder für alle?" Der Herr sagt: "Wer ist der treue, weise Verwalter, (...), damit er ihnen das Maß an Weizen zur richtigen Zeit gibt? ... Wem viel anvertraut ist, um so mehr wird von ihm verlangt."

In der Geschäftswelt gibt es folgenden Trend: Der Chef will seinen Handelsreisenden immer erreichen können, z.B. mittels Handy. Und von manchen "Verwaltern" wird erwartet, daß sie einverstanden sind, wenn der Chef sie nachts anruft.

Ähnliches verlangt Gott von seinen Gesandten. In der Apostelgeschichte wird deutlich, daß zumindest Ansätze für diese Hörbereitschaft schon da waren. Paulus erhält in einem Traum den Auftrag, nach Rom zu gehen. Petrus erfährt den Auftrag, von der Terrasse nach unten zu gehen, und mit den Leuten, die dort warten, mitzugehen. Wenn man das liest, kann der falsche Eindruck entstehen, das mit Gottes Weisung sei eine seltene, aber einfache Art des Beauftragtwerdens.

"Ihr glaubt nicht, wie schwer das ist", hörte ich in einem Traum, nachdem ich im Wachzustand überlegt hatte, wie leicht man doch einen Traum beim Aufwachen vergißt, wenn man ihn nicht schnell genug aufschreibt. Ich merkte, daß es Jesus war, der das gesagt hatte. Ich hatte vorher nie daran gedacht, daß es für Jesus schwierig gewesen sein muß, das Richtige zur richtigen Zeit zu sagen (vgl. Lk 12,42) und keine Nachricht des Vaters zu verlieren.

Die direkte Weisung und Lenkung durch Gott ist auch nicht als etwas Seltenes oder nur für wenige Jünger geplant. Wie könnte ein Jünger Jesus nachfolgen, wenn er nicht auf der gleichen Fährte wie sein Vorbild gehen dürfte? Folgendes sagt Jesus zu allen Jüngern (ca.): "Wenn ihr vor Gericht oder den Obersten der Synagoge reden müßt, dann nehmt euch fest vor, nicht in eurem Herzen zu planen, was ihr sagen sollt. Denn der Geist eures Vaters wird dann aus euch reden."

Gut auf die Weisung zu hören, und trotz Anfeindungen nichts eigenmächtig zu sagen (Selbstverleugnung), sich nicht mit reiner Menschenschlauheit zu verteidigen oder andere so zu überzeugen, das ist auch eine Feuertaufe. [Lukas 12,48 und gleich danach Lk 12,49 f!]

Wer Gottes Weisung nicht will, bekommt sie nicht. Wenn man (ein Papst oder auch "die Mehrheit") sich unfehlbar nennt oder so handelt, signalisiert man: "Ich brauche keine Hilfe." Dagegen verspricht Jesus, daß der Vater jedem den Geist gibt, der ihn darum bittet.

Kein Jünger Jesu kann planen, sich groß zu einem Thema zu äußern. Denn Gott gibt seine Worte, wem er will und wann er will.

Den Unterschied zwischen vielen alten Propheten und den Gesandten Jesu stelle ich mir so vor: Früher gab es häufiger den schlichten Kurier, der eine (weitgehend?) fertig formulierte Botschaft treu, schnell und ohne Angst ausrichtet. Mit Jesus kommt eine zweite Möglichkeit hinzu: Den von Jesus Gesandten vergleiche ich mit einem Handelsreisenden oder Botschafter, bei dessen Aufgabe zusätzlich mehr Selbständigkeit gebraucht wird. Mit Selbständigkeit meine ich nicht selbst, eigenmächtig entscheiden, sondern: mitdenken, auf der Seite des Auftraggebers (also Gottes) sein, und selbständig bei diesem nachfragen, wenn es schwierig wird.

Die Aufgabe eines Jüngers Jesu ist schwierig. Wie soll er ohne Hilfe wissen, wann und wo er Zeugnis geben soll? Wie soll ich aus mir selbst wissen, mit welcher Härte ich den Nächsten warnen soll? Oder ob Ermutigung in einem Fall nützt oder schadet? Wieviel Hilfe braucht der Nächste von mir? Wenn ich ihm mehr helfe oder erkläre als ich soll, dann wird er von mir abhängig. Aber Jesus hat gesagt (ca.): "Geht zu den Heiden und macht sie zu MEINEN Jüngern." Er hat NICHT gesagt: "Macht sie zu euren Kindern." Und er hat schon gar nicht gesagt: "Macht sie zu euren Schülern."Paulus betont: "Wir verkünden den Tod des Herrn." Wie soll der Leser dabei daran denken, daß er selbst ein Jünger Jesu werden soll?

[Lukas 14,34 ff] [ Als Jesus vom Jünger-sein redet:] "Gewiß! Gut ist das Salz! Aber wenn sogar das Salz verrückt wird, womit soll man es würzen? Weder für die Erde noch für den Misthaufen ist es noch nützlich, sondern es wird rausgeworfen. Wer Ohren hat zu hören, der höre!"

Wenn Jesus einem Jünger eine verantwortungsvollere Aufgabe anvertraut als einem schlichteren Kurierdienst, und wenn der Jünger seine Aufgabe schlecht verrichtet, dann ist der Jünger oder wenigstens sein Werk (z.B. ein Apostelbrief) verrücktes Salz.